Magen-Darm-Kanal
Die anatomischen Besonderheiten des Magen-Darm-Traktes und die Labilität des vegetativen Nervensystem werden hauptsächlich für die vermehrte Kolikanfälligkeit des Pferdes verantwortlich gemacht. Ursachen hierfür sind vor allem meteorologische Einflüsse (Wetterumschwung), Ernährungsfehler (Fütterungstechnik, Futterqualität und –quantität) und Haltungsfehler (Überanstrengung und Stress).
Durch den starken Schließmuskel am Mageneingang ist das Pferd quasi nicht in der Lage zu Erbrechen, wodurch bei einer primären oder sekundären Magenüberladung die Entleerung des relativ kleinen Magen verhindert wird und die Gefahr einer Magenruptur entsteht.
Fehlerhafte Darmbewegungen wie Hypo- oder Hyperperistaltik können zu Störungen des Tauchgleichgewichts zwischen den einzelnen Darmabschnitten führen, wodurch es zum Absinken (bei Verstopfung) bzw. Aufsteigen (bei Aufgasung) benachbarter Darmteile kommen kann, sodass sie sich gegenseitig nicht mehr in Position halten können.
Die besonders lange Aufhängung gestattet dem 19 – 30 m langen Dünndarm sich nahezu frei in alle Teile der Bauchhöhle zu bewegen, wo er unter besonderen Umständen in präformierte Lücken (Foramen omentale, Skrotum) eingeklemmt werden kann.
Auch der ca. 3 – 4 m lange Dickdarm, der in einer doppelhufeisenförmigen Schleife angeordnet ist, kann sich in alle Richtungen drehen und wenden und so z. B. auf dem Milznierenband aufgehängt werden oder sich um seine eigene Achse drehen.
Eine Belastung mit Endoparasiten kann im Magen zu entzündlichen Veränderungen und im Darm durch entzündliche Gefäßveränderungen zu einer chronischen Mangeldurchblutung verschiedener Darmteile führen, welche für die Störung der Darmtätigkeit disponierend sein kann.
Magen-Darm-Koliken stellen daher stets ernst zu nehmende Erkrankungen dar, welche umgehend tierärztlich behandelt werden sollten.
Zur Erstuntersuchung gehören eine Allgemeine klinische Untersuchung, eine rektale Untersuchung, eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des Kreislaufstatus, gegebenenfalls eine Untersuchung auf Magen-Darm-Parasiten und eine Zahnkontrolle. Als weiterführende Untersuchungen werden bei Bedarf eine Magenspiegelung (Gastroskopie), eine Ultraschalluntersuchung des Abdomen, eine Bauchhöhlenpunktion, weiterführende Blutuntersuchungen und gegebenenfalls eine Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt.