Atmungsapparat
Erkrankungen des Atmungsapparates stellen neben den Koliken beim Pferd die häufigsten inneren Erkrankungen dar. Die Hauptfunktion der Atmungsorgane besteht im Gasaustausch zwischen Umwelt und Organismus, also in der Aufnahme von Sauerstoff und der Ausscheidung von Kohlendioxid. Die Atemwege gewährleisten die möglichst kraftsparende Belüftung der gasaustauschenden Oberflächen der Lungenbläschen, sie erwärmen die eingeatmete Luft und sorgen für eine lokale Infektabwehr durch Flimmerepithel, Sekretproduktion und Lymphgewebe. Nervale Rezeptoren dienen der Beseitigung von Schleim oder eingeatmeter kleinerer Fremdkörper durch reflektorisch ausgelöstes Prusten, Schnauben und Husten.
Husten ist ein Hauptsymptom insbesondere bei akuten Erkrankungen oder Reizungen der Atemwege. In Abhängigkeit von der Qualität wird zwischen einem produktiven, mit Auswurf verbundenen, und einem trockenen, quälenden, meist auch schmerzhaften und unproduktiven Husten unterschieden. Da die Reizschwelle für die Auslösung eines Hustenreizes beim Pferd im Vergleich zu anderen Tierarten allerdings sehr hoch liegt, kann insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen dieses Symptom auch fehlen. Daher bleiben besonders gering- bis mittelgradige chronische Veränderungen der tiefen Atemwege beim Pferd häufig über einen langen Zeitraum unerkannt, da sie nicht immer zwingend mit einer wesentlichen Leistungsbeeinträchtigung einhergehen. Neben dem Husten ist die Atembeschwerde das wichtigste Zeichen für einen erschwerten Gasaustausch. Äußerlich sichtbar ist die erhöhte Arbeit der an der Atmung beteiligten Muskulatur, sei es durch Weitstellen der Nüstern oder stärkere Bewegungen des Brustkorb und Abdomens während der Ein- oder Ausatmung.
Zeigt das Pferd Anzeichen einer Erkrankung des Atmungsapparates (wie z. B. Nasenausfluss, Husten, Atembeschwerden, Atemgeräusche oder eine Leistungsbeeinträchtigung mit Erhöhung der Atemfrequenz und schlechten Beruhigungszeiten) sollte es möglichst zeitnah gründlich untersucht werden. Hierzu gehören neben einer ausführlichen klinischen Untersuchung die arterielle Blutgasanalyse, die Endoskopie der oberen und unteren Atemwege gegebenenfalls einschließlich einer Tracheobronchialsekretanalyse und/oder einer Bronchoalveolären Lavage, sowie die Röntgen- und Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes.